Gedanken zum Thema Tod und dem Workshop Sargbau
Warum ausgerechnet einen Sarg bauen?
Weil ich glaube, dass das sehr gut geht, wenn wir zusammen Särge gestalten und bauen. Einen eigenen Sarg zu bauen bringt uns sehr nahe ans Thema. Wie sagte einst Fredl Fesl: „Sterben kann nicht so schlimm sein, sonst dadn´s net so viele machn“.
Für den Sargbau braucht es eine besondere Atmosphäre, einen Raum, in den/m man ganz eintauchen kann. Wo man nicht nur die Werkzeuge hat, um eine Kiste zu zimmern, sondern auch die Möglichkeit sich inhaltlich einem Thema anzunähern, das jede und jeden von uns etwas angeht; denn: eins ist sicher, sterben werden wir alle einmal. Das ist das, was uns Menschen und Lebewesen tatsächlich vereint, egal was wir mit unserem Leben so anfangen: das Leben entsteht, nimmt seinen Lauf und findet auf der Erde ein Ende im Ableben. Darauf kann man sich ja auch zu Lebzeiten ein Stück vorbereiten.
Auf dem Bild ist offensichtlich eine Blume zu sehen. Eigentlich ist es eine kreisförmige Reihung von -eben nicht wirklich Blütenblättern-, sondern von Särgen. Ich freue mich, dass bei näherem Hinsehen eine farbige Blüte mit einer leuchtenden Mitte entstanden ist. Das ist Hoffnung.
Es gibt Traditionen, die sich entwickelt haben, um Menschen zu verabschieden, sie in Würde in die andere Welt hinübergehen zu lassen, also auch loszuschicken. Aus diesen Traditionen haben sich dann auch rechtliche Grundlagen entwickelt, z.B. zur Vermeidung von Seuchen, an die wir uns halten müssen. Das macht Sterben halt auch teuer. Und für uns bringt es die Möglichkeit, aus Holz einen eigenen Sarg zu bauen. Das wiederum macht es eher günstiger!
Zurzeit darf in Deutschland so bestattet werden:
Beerdigung im Sarg auf dem Friedhof
Feuerbestattung mit Sarg (zum Verbrennen unerlässlich) und Urne
Seebestattung nach Verbrennung, Versenken der Urne auf hoher See
Weitere Möglichkeiten der Verabschiedung sind der Friedwald mit Urne, oder das Verstreuen der Asche in einen Bach (z.B. in der benachbarten Schweiz möglich, muss angemeldet werden und kostet etwa so viel wie ein selbstgebauter Sarg!!!)
Bei der Erdbestattung brauchen wir einen umweltfreundlichen Sarg, wo eine Verwesung stattfinden kann. Der Sarg ist überhöht, damit der Luftsauerstoff die Mumifizierung verhindert in die Kleinlebewesen ihre Arbeit verrichten können.
Bei der Feuerbestattung im Krematorium dient der Sarg mit seinem Brennwert dazu, dass alles gut zu Asche werden kann. Selbige kommt dann in die Urne.
Hierzulande, im sog. christlichen Abendland, sind aber auch Ausnahmen möglich, wenn Menschen anderer Religionszugehörigkeit ihre traditionelle Bestattung beibehalten wollen.
Zum Workshop:
Ich biete zwei Varianten an. Eine für Menschen, die gerne das Ganze in der Gruppe erleben möchten und eine für Personen, die gerne privat bleiben möchten, also Format Einzelworkshop.
Mir ist es wichtig, euch zu begleiten im Thema Leben und Sterben, Tod und Ableben. Dabei bin ich ein ebenso fragender und neugieriger Mensch wie ihr. Mir ist der Austausch über dieses sehr spannende Thema wichtig. Austausch im Sinne von Interesse am Menschen und dessen Gedanken, Erfahrungen und Gefühlen. Für alles wird Raum sein. Aber: das ist keine Therapeutische Veranstaltung, es soll locker zugehen, es darf gelacht werden und ich wünsche mir einen humorvollen Umgang mit >Freund Hein<.
Auch im Design und handwerklichen Tun möchte ich euch begleiten. Zum einen gilt es einen eigenen Entwurf zu machen, möglichst in einer zeichnerischen Darstellung. Gemeinsam kriegen wir dann den dreh raus, wie das umzusetzen ist. Es sind alle willkommen, auch die Leute, die noch nie einen Akkuschrauber in der Hand hatten oder sich als Mensch mit >zwei linken Händen< betrachten. Hier kann ich jede/n kompetent unterstützen und als Schreiner einen kleinen Lehrgang bieten, der euch nicht nur fürs Sargprojekt nutzt, sondern auch für euer weiteres alltägliches Leben.
Was tun mit dem Sarg, wenn ihr noch nicht abgehen sollt? Kreativität ist gefragt, Zwischennutzung möglich, da wird es baulich und thematisch sehr interessant…
Beim Planen und Bauen darf immer gerne über das Thema philosophiert werden, die Workshopdauer setzt sich also zusammen aus Entwurf, Bau und Inhaltlichem Diskurs.
In der Gruppe geht es oft nicht so flott voran, der Vorteil ist, dass ihr euch gegenseitig unterstützen könnt. Insgesamt verfügen wir über 30 Zeitstunden inkl. Entwurfsbesprechung und Detailklärung in der Gruppe von 5-8 Personen.
Die Kosten für den Workshop setzen sich aus 3 Komponenten zusammen:
Material Beim Besorgen kann ich euch unterstützen. Ein ganz schlichter Sarg mit minimalistischen Beschlägen fängt bei 150.-€ an, nach oben keine Grenzen. Ein Walnussholz kostet zw. 4.000 und 5000.- € pro m3, was in Summe für einen aufwändigen Sarg dann schon mal 1000.-€ Holzkosten mit sich bringt.
Werkstattkosten (Kleinteile wie Schrauben und Schleifmittel, Energie für die Maschinen, Schärfkosten für Werkzeuge) pauschal 50.-€
Kursgebühr (bei Gruppenveranstaltung) 280.-€ pro TN
Die Oberflächengestaltung kann auch im Workshop stattfinden, wenn am Ende dafür Zeit ist. Ihr könnt euch auch überlegen, ob ihr den Sarg bemalen wollt und eure Kinder oder Enkel dabei helfen wollen.
Gerne möchte ich euch noch ein Statement einer Performance Künstlerin in einem kürzlich erschienen Interview im Focus nahelegen. Auf die letzte Frage: “gibt es ein Leben nach dem Tod“ gab die 76- jährige Marina Abramovic zur Antwort:
Definitiv. Es gibt einen schönen Satz aus der Sufi-Mystik: Das Leben ist ein Traum. Wenn wir sterben, wachen wir auf.
Matthias Beck